Global Climate March 2015 in Feldkirchen-Westerham

Am Wochenende 28./29.11.2015 fand weltweit eine Reihe von Demonstrationen für mehr Anstrengungen gegen den Klimawandel statt. Der Zeitpunkt wurde bewusst gewählt: in den folgenden zwei Wochen treffen sich Regierungs- und Staatschefs von 150 Nationen in Paris auf der Weltklimakonferenz.

Auch Feldkirchen-Westerham war mit dabei:

Kundgebung der Lokalen Agenda 21 Feldkirchen-Westerham auf dem Dorfplatz
Wahrhaftig: es ist fünf vor Zwölf!

 

Weitere Info unter 350.org, Fotos von der heutigen lokalen Kundgebung unter Flickr.

Kundgebung im Vorfeld des Pariser Klimagipfels

Die Demonstranten radeln zum Dorfplatz
Die Teilnehmer radln sternförmig aus den Ortschaften herbei

Ein weltumspannendes Bündnis von Organisationen aus dem Natur und Klimaschutz hatte zu Aktionen auf der ganzen Welt aufgerufen. Die Lokale AGENDA21 von Feldkirchen-Westerham hat mit einer Radl Sternfahrt und einer Kundgebung auf dem Dorfplatz in Feldkirchen aufgerufen.

„Fünf vor zwölf“ ist es nach Ansicht vieler Klimaforscher für einschneidende Maßnahmen, um die Erderwärmung noch unterhalb buchstäblich katastrophaler Entwicklungen zu halten. Um diese Uhrzeit rief am Sonntag Helmut Schulte von der lokalen Agenda21 Feldkirchen-Westerham Bürgern daheim und Politikern in Paris zu, „dass wir von Ihnen ein ambitioniertes, ehrliches und gerechtes Abkommen erwarten.“ Wenn wir den Ausstoß von Treibhausgasen aus der Verbrennung fossiler Energien nicht jetzt drastisch zurückfahren, müssten wir in ein paar Jahren bei vielen Millionen „Klimaflüchtlingen“ feststellen: „Die Flüchtlingskrise des Jahres 2015 war bloß zum Üben!“ [mehr]

 

Nicht nur damit löste er bei den 70 Demonstranten Betroffenheit aus. Hätten wir bisher gedacht, dass Hurrikan Katrina und steigende Meeresspiegel räumlich und zeitlich weit entfernt lägen, so zeigten uns Hunderttausende Flüchtlinge, dass wir heute schon im „globalen Dorf“ leben. Ein Land wie Holland werde vielleicht Dämme hochziehen, die EU könne aber Millionen verzweifelter Menschen nicht auf Dauer abhalten. Dem Bürgerkrieg in Syrien sei auch eine langjährige Dürre vorausgegangen, die bereits von der Aufheizung der Atmosphäre durch Treibhausgase mitverursacht sein könnte. Hoffnung sieht Schulte lokal im Energiekonzept der Gemeinde („sobald wie möglich energieautark in Strom und Wärme“) und global in der Enzyklika „Laudato si!“ von Papst Franziskus, in der dieser (erstmals) den Klimawandel als Menschen-verursacht bestätigte und eine rapide Abkehr von den fossilen Energieträgern verlangt. Weil dieser Papst ganzheitlich denke, „die Anbetung des Konsum-Klimas geißelt“ und nicht zuletzt auch Ziele für eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung benennt, „könnten die Staatenlenker in Paris einfach die ganze ‚Laudato-Si‘ unterschreiben. Und wir könnten uns in allen Ländern gleich an die Arbeit machen.“

 

Für den BUND Naturschutz fragte Theo Schneider, was wir paar Deutschen und wir paar Bürger einer Landgemeinde angesichts der immensen Kohleverbrennung in China und der Urwaldzerstörung in Indonesien denn schon ausrichten könnten. Sehr viel, denn bei der Energiewende habe Deutschland in einzigartig mutiger Weise „die Logik durchbrochen - Wenn die anderen nicht mitziehen, brauchen wir auch nicht.“ Die Energiewende in Deutschland und damit auch ein lokales Beispiel in der Gemeinde Feldkirchen-Westerham werde „von der gesamten Welt extrem interessiert beäugt.“ Wenn es eine Industrienation schafft, die Energieversorgung auf Sonne, Wind und Biomasse umzustellen, dann fielen die anderen Nationen „wie die Dominosteine“ ab von Kohle und Öl. Dazu sei aber noch mehr Konsequenz erforderlich. Priorität müsse das Energiesparen haben, auch in den bisher „in puncto CO2-Einsparung erfolglosen Sektoren Landwirtschaft und Verkehr“. Immerhin waren in der Sternfahrt zum Dorfplatz viele aus Westerham, Vagen und Höhenrain mit Fahrrad oder E-Mobil gekommen.

 

Aber können wir uns die „Dekarbonisierung oder einfacher: Die Rettung des Klimas“ auch leisten? Der BUND Naturschutz sieht hier schlicht eine Frage des Willens. In den letzten Jahren haben wir ein Fünftel unserer Wirtschaftsleistung in die Rettung von Banken gesteckt. Für die Rettung des Klimas bräuchten wir nur ein Zwanzigstel. „Und was gäbe es system-relevanteres als unser Klima?“ Die schlichte Botschaft „an Sigmar Gabriel, Ilse Aigner und weniger prominente Nachbarn: Klima retten – nicht nur Banken. Schluss mit Kohle! - … und weniger Tanken!“

 

Für die Kirchen sprach der evangelische Pfarrer Fischer und gab den vergessenen Südseebewohnern, die heute schon akut von der Klimaerwärmung bedroht sind eine Stimme. Eine Mutter von den Marshall-Inseln wiegt Ihr Kind in den Schlaf mit den Worten  „Liebe Matafele Peinam, ich möchte dir von der Lagune erzählen. Eines Tages wird [sie] dich verschlingen…Sie sagen dass du, deine Tochter, deine Enkelin herumwandern werden, wurzellos. Nur mit einem Reisepass als Zuhause… Niemand wird ein Klimaflüchtling werden. Oder sollte ich sagen: Niemand außer uns? Baby, wir werden kämpfen! … [und] es gibt jene, die uns sehen. …“ [mehr]

 

Die Teilnehmer der Kundgebung „Klimaschutz jetzt!“ auf dem Feldkirchener Dorfplatz waren sich einig: Matafele hätte es verdient, dass auch wir uns noch mehr anstrengen.