Medienmündigkeit ...

... ist mehr als "Medien-Bedien-Kompetenz"

"Corona-Herbst" 2020: Zucker-klebriger TV-Tipp: 

das nachfolgend verlinkte ARD-Mediathek-Video (31.10.2020) ist nur drei Minuten lang.


Strom fürs Streaming und die Zeit könnten sich bei vielen Kids und Eltern (am besten zusammen) als sehr gute Investition erweisen. Man kapiert sofort, was sonst umständlich mit „Triggern des Belohnungssystems“ und dem Missbrauch von Wissenschaft (hier: Psychologie, Hirnforschung) beschrieben wird (in den Medien meist nur im Feuilleton).

"Soziale" Medien, die vor allem der Profitmaximierung von Konzernen dienen - ohne Rücksicht auf Gesundheit und Sozialkompetenz von Schutzbefohlenen. Wir lassen sie praktisch unreguliert gewähren. Die von Zuckerberg & Co. besetzten "tubes" und "channels" gelten mittlerweile sogar gemeinnützig verfassten Organisationen als derart alternativlos, dass sie indirekt auf ihren Webseiten Werbung für f und APPs und whats-auch-immer machen, ohne wenigstens darauf hinzuweisen, dass sie das NOTGEDRUNGEN MACHEN MÜSSEN, weil sie sonst NO FUTURE hätten... Ja, auch Politisches, Kritisches, vor allem aber viel, viel unheimlich Klebriges und Zeitfressendes, das gibt es 24/7-online...

Alles im Wunderland ...

>> https://www.daserste.de/unterhaltung/comedy-satire/extra-3/videosextern/dr-likeys-social-media-land-100.html

... Dr. Likeys Social-Media-Land könnte man sogar mal in der Schule laufen lassen, und dann darüber diskutieren.

 

Passend dazu für Eltern, die Allein(gelassen)verantwortlichen einer in seiner Tragweite für die Gesellschaft immer noch völlig unterschätzten Entwicklung, die brisante Frage:

Haben wir als Eltern, Pädagogen, Demokratinnen beim Social-Media-Tsunami versagt?

Auch Alkohol macht ja gesellig. Warum lassen wir eigentlich nicht 10-jährige rund um die Uhr mit diesem vielfältigen Angebot allein "learning by doing" - wo sie doch in ihrem späteren Leben auch sozialkompetent damit umgehen müssen? Uwe Buermann vergleicht unsere Digitalangebotsverantwortung mit der von Eltern, die ihren Kindern einen Zuckerberg voller Süßigkeiten überlassen mit dem Hinweis "nun geh' mal vernünftig damit um!"

Einen spannenden Einblick in die Gefahren für Kinder und deren für alles voll verantwortliche Eltern liefert weiterhin das unten verlinkte zeit-fragen-Interview mit Uwe Buermann, der am 28.10.2016 in Rosenheim bei der Fachtagung "WLAN, Mobilfunk, Medienkompetenz" im Kommunikationszentrum der Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling resümiert hatte: "Echte Medienkompetenz beginnt mit Medienabstinenz".

In Schule und Freizeit sollte demnach gelten: So viel Konsum von digitalen Medien wie nötig, so wenig wie möglich. Denn insbesondere Empathiefähigkeit und Sozialkompetenz erwerben Kinder und Jugendliche nahezu ausschließlich in der Kommunikation ohne Bildschirmmedien.

siehe >> http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=2163 Uwe Buermann:

"Wir haben jetzt hier für eine ganze Generation versagt, seien wir ehrlich, wir haben versagt. Die Kinder haben die Geräte. Für diese Generation müssen wir auf Schadensbegrenzung hoffen. Aber wir sollten jetzt schnellstmöglich daraus lernen, dass wir für die nachfolgenden Altersgruppen nicht den gleichen Fehler machen. Und insofern brauchen wir ein Umdenken: Echte Medienkompetenz, die wir uns alle von Herzen wünschen, beginnt mit Medienabstinenz – nicht im Sinne der Bewahrpädagogik, nein, im Sinne der Fähigkeitsbildung, die es braucht, um Medien sinnvoll zu nutzen."

 

 

Nov. 2020: Leschs Kosmos: Bleistift und Papier oft besser als Tablet oder Laptop!

Auch das ZDF hatte im Coronaherbst ein überraschendes Bildungsprogramm. Prof. Harald Lesch zeigte mit wissenschaftlichen Studien, dass das Schulmotto "möglichst viel digital" einen Irrweg darstellt.
Leschs Kosmos, ZDF, 03.11.2020:  >> Schule der Zukunft (Lernen aus dem Lockdown)

 

Mit Hand und Stift und Schreibblock sind mehr Hirnregionen gleichzeitig aktiv, so dass es häufiger als mit Tastatur und Bildschirm gelingt, den Stoff zu BEGREIFEN und sich etwas längerfristig zu merken. Die SchülerInnen mit Block und Stift erzielten in einem späteren Test bessere Ergebnisse als ihre Laptop-KollegInnen.

 

Das DREIDIMENSIONALE Zusammenspiel von Hirn und Hand hat die Evolution des menschlichen Verstandes entscheidend geprägt. Auf einem Laptop zu arbeiten oder auf einem Bildschirm zu wischen bleibt dagegen ZWEIDIMENSIONAL und damit in vielen Anwendungen unterlegen.

 

Woran könnte es wohl liegen, dass diese Erkenntnisse im demokratischen Diskurs über Bildungspoltik kaum je eine Rolle spielen...? In einer Karikatur aus dem Beitrag von Carola Hirner u.a. ("Auf dem Prüfstand - Kernkompetenzen von Lehrkräften für das Unterrichten in einer digitalen Welt", Einsichten und Perspektiven 4/2018) wird ein gebeugter Siebtklässler vom Lehrer einer Smartphone-Klasse zum Direktor geschickt mit dem Satz: "Justus-Cornelius, schon wieder kommst zu ohne Smartphone und störst den Unterricht durch das Blättern in einem Buch..."

 

 

 

Bereits am 25.11.2017 hatte Professor Ralf Lankau (Hochschule Offenburg; engagiert auch im Bündnis für humane Bildung >> www.aufwach-s-en.de ) ein kritisches Referat zur "digital-affinen" Bildungspolitik geliefert, so gut wie ohne Resonanz in Politik und Medien. Lankau kritisiert den "Freilandversuch", den Hard- und Software-Industrien, in vielen Punkten gegen die Erkenntnisse der Erziehungswissenschaften, an unseren Kindern durchführen dürfen: "Betarepublik Deutschland" (der Softwareentwicklung entliehender FDP-Ausdruck 2016 zum Slogan "Digital first. Bedenken second." - Betaversion ist eine Software, die noch nicht fertig getestet schon Testanwendern zur Verfügung gestellt wird.) Der Vortrag hatte nach zwei Jahren gerade mal 5000 Aufrufe. Er hätte es nun aber gerade im Jahr der "Heiligsprechung der Digitalisierung" 2020 in sich:

 

>> https://youtu.be/7_i81a-UdQo

 

  

 

Nachtrag zu obiger Kritik an Laptop/Tablet/Smartphone als Standardwerkzeug im Unterricht

(27.11.2020) - Wichtige Argumente zur Abwägung von Contra (oben) und Pro seien hier ebenfalls (mit nachfolgendem Link) zur Kenntnis empfohlen.

Südddeutsche Wissen zieht aus einer Betrachtung internationaler Studien dieses Fazit: "Mit dem Stift lernt es sich besser als mit der Tastatur? Vermutlich ein alter Irrglaube."

Selbstverständlich hängt die Qualität von Unterricht von vielen Faktoren ab. Ein Beamer oder großer Bildschirm mit kabelgebundenem Internetanschluss in jedem Klassenzimmer wäre sicher wünschenswert. Man muss ihn ja nur dann einschalten, wenn's medientechnisch sinnvoll ist. Aus den oben zitierten kritischen Beiträgen könnte ein Zwischenfazit lauten: Der derzeit favorisierte (standardmäßige) Einsatz individueller digitaler Bildschirmwerkzeuge hat per saldo negative Auswirkungen. Die überragende Mehrheit der öffentlichen Meinung hält dagegen Tabletklassen etc. für einen Fortschritt, den wir Schülerinnen und Studenten unbedingt ermöglichen sollen. Allein schon wegen der internationalen Konkurrenz, der sich Deutschland nicht entziehen könne. 

>> https://www.sueddeutsche.de/wissen/laptops-handschrift-schule-studenten-psychologie-lernen-1.5124587?reduced=true

Immer wichtiger würde speziell bei individuellem online-Lernen der Datenschutz für Lehrende und Lernende. Cem Karakaya brachte im online-Seminar von neon Prävention und Suchthilfe Rosenheim am 25.11.2020 sinngemäß diese Überlegung ins Spiel. Heute ist ein Kind, vielleicht ein 10-jähriges Mädchen meist permanent online, so dass man bei Facebook und dem Alphabet-Google-Konzern im Jahr 2050, aber auch bei den Lernsoftware-Providern!, eines Tages wirklich jede Verfehlung und jede ihrer "Schwächen" kennen wird. Die kleine Angelina hat ja sicher auch dann nichts zu verbergen, wenn sie als die wichtigste Person unseres demokratischen Vertrauens ins Kanzleramt einzieht. Eine/r der heutigen Schüler/innen wird es in jedem Fall sein.

Man kann zu ihm stehen wie man will, aber ein Joschka Fischer hätte bereits heute nicht mehr den Hauch einer Chance, sich vor der UN gegen den amerikanischen Außenminister R. zu stellen mit dem berühmten Statement "Mr. Secretary of State, I am not convinced!" Banal einfach weil dieser schillernde Typ nicht deutscher Außenminister und Vizekanzler geworden wäre. Man hätte kinderleicht die öffentliche Meinung von seinem fragwürdigen Charakter überzeugen könnte. Auch Professor Lankau sagte am Ende des obigen Vortrags, er hätte mit dem, was er als junger Mensch alles verzapft und gemacht hat, wohl in einer Smart City (Democracy) keine Professorenstelle erreichen können. Da könnten jetzt manche aus der Hard- und Softwareindustrie sagen: Und das ist auch gut so.

Datenschutz und Demokratie

Ohne böse Absicht könnte also mit der kritiklosen Digitalisierung an Schulen und Unis der Korridor zukünftig enger sein. Mit sehr gezielten Botschaften aufs Smartphone wird das Konsumniveau der jüngeren Generationen angehoben ("Konsum-Doping" nennt es Jürgen Merks) und gleichzeitig das Diversitätsniveau für demokratische Diskurse tendenziell abgesenkt. "Konsumismus und Konformismus" nennen es Hensinger oder auch Welzer und Precht - in der Süddeutschen Zeitung aber vorwiegend nur im Feuilleton, tendenziell weniger im hier empfohlenen Resort "Wissen" und in Coronazeiten der "Heiligsprechung der Digitalisierung" fast gar nicht mehr in den entscheinden Ressorts "Politik", "Wirtschaft" und "Schule und Hochschule".

 

 

 

Privatsphäre

"Zu argumentieren, dass man sich nicht um das Recht auf Privatsphäre schert, weil man nichts zu verbergen habe, ist nichts anderes, als wenn man konstatiert, dass man sich nicht um freie Meinungsäußerung schert, weil man nichts zu sagen hat."    
Edward Snowden    in einer Fragerunde im Online-Forum Reddit;
aus: http://www.zeit.de/kultur/2016-11/privatsphaere-persoenliche-assistenz-google-home-ueberwachung-edward-snowden

 

Suchtpotentiale und Ablenkung im Verkehr

In den Jahren 2014 und 2015 stieg die Zahl der Straßenverkehrsopfer gegen den Trend zu mehr Sicherheit wieder an. Dies führt das Statistische Bundesamt auch auf die oftmals unterschätzte Ablenkung von Fahrzeuglenkern durch Handy- und Smartphone-Gebrauch zurück.

Generell wäre das Agenda21-Leitbild-Ziel „Abhängigkeiten und Suchtpotentiale erkennen“ ein wichtiges Aufklärungsthema; zu spät war es wohl leider in diesem Beispiel: SZ 28.11.2016: „Fahrdienstleiter von Bad Aibling chattete kurz vor dem Unglück