Arbeitskreis Zukunftsfähige Kommunikationstechnologien

Herbst 2020: kontroverse Vorträge in Feldkirchen und Ebersberg

Ebersberg, 05.10.2020: Landratsamt-Infoabend "5G und digitale Transformation" >> Bericht und Kommentar

EBE-Dr.Potthast

 

Feldkirchen, 27.09.2020: Vortrag von Prof. Werner Thiede ...

Pfarrer Samuel Fischer (rechts) stellt den Theologie-Professor Werner Thiede vor. Die Lokalpresse war der Meinung, dessen mitunter apokalyptisch klingende Warnungen vor einer Datenflut hätten "keine lokale Relevanz". Mit "7 Thesen" und einer wahren Litanei bedeutender Kronzeugen argumentierte der kritische Publizist gegen unseren noch immer fast blinden Glauben an die Segnungen funkbasierter Digitalisierung.

Prof. Werner Thiede: 5G und die digitale Fortschrittsfalle...
„Wenn nicht die Kirche warnt, wer dann?“

Feldkirchen, 27.09.2020 -  Zu riesigen Nebenwirkungen lesen sie eher nichts im Mangfallboten, aber fragen Sie mal Ihren Arzt oder Theologen – meinten vielleicht einige der 50 Teilnehmer in der bis in den Sonnenhof hinaus – natürlich mit Abstand – besetzten Emmauskirche. Pfarrer Fischer hatte sich im Vorfeld überzeugt, dass Thiede in vielem Recht haben könnte - und so wolle nun eben „die Kirche der Wahrheit das Ohr leihen“.

Die Verheißungen von „Smart City“ und „Gigabit-Gesellschaft“ sind ja tatsächlich in aller Munde, die Gefahren und bereits spürbaren Verluste werden dagegen von Obrigkeiten und Medien derzeit noch unterbelichtet. „Und dann gingen ihnen die Augen auf“, dachten am Ende einige. Manche blieben auch ungläubig oder waren sich nicht sicher, ob Fortschrittsoptimisten oder Kulturpessimisten die Scharlatane sind. Sicher war nur: Auch lokal wäre eine offenere Debatte über „5G und das bedingungslose Fortschreiten der Digitalisierung“, etwa an unseren Schulen, nicht irrelevant, sondern irre relevant.

In der auch für Weltliches offenen Emmauskirche beleuchtete Professor Thiede die Schattenseiten des landauf landab scheinbar unaufhaltsamen Fortschreitens der Funkvernetzung aller Lebensbereiche. Die 5. Mobilfunkgeneration, die in Bruckmühl schon an mindestens einer Basisstation aktiv ist, soll alles mit allem „in Echtzeit“ verbinden und passt perfekt zur Zugriffsbereitschaft der Internetwirtschaft. In Zeiten überall verkündeter Alternativlosigkeit fordert Werner Thiede uns auf, unsere Verfügungsbereitschaft zu überdenken.

Angesichts zunehmender Entfremdung von den Kirchengemeinschaften hätten Internet-Community, „die Cloud“ und glänzende Kultgegenstände sogar die Funktion einerErsatzreligion angenommen. Sie würden uns, so der pensionierte Seelsorger und Theologe Thiede, aber von Gott und Spiritualität entfernen. Die Initiative für kostenlose WLAN-Hotspots in Kirchen heißt dann auch sinnigerweise „Godspot“. Kritik an solcherlei Anbiederung an den Zeitgeist werde von der Obrigkeit ignoriert und Ketzer der omnipräsenten Smartheit „von der Kirchenleitung eben nicht mehr zu Vorträgen eingeladen“.

Der Vortrag mit anschließender tabuloser Diskussion wurde dankenswerter und mutiger Weise von der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Bruckmühl und Feldkirchen-Westerham organisiert und warf diverse Fragen auf, die auch schon die lokale Agenda21-Gruppe versucht hatte zu stellen. Etwa die nach Aufwand und Nutzen funkvernetzter Stromzähler („Smart metering“) oder die nach den unerwünschten Nebenwirkungen von Funkwasserzählern. Die Behandlung eines Beschlussantrags an den Umweltausschuss, die Gemeinde oder kommunale Wasserbeschaffungsverbände mögen sich gegen einen zukünftigen Pflichteinbau aussprechen, war im Jahr 2018 abgelehnt worden.

Werner Thiede fordert auch ganz profan mehr Aufklärung über die Gesundheitsrisiken durch Mobilfunk. Wer in Deutschland wüsste, dass der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, der Humangenetiker und Facharzt für klinische Chemie und Labordiagnostik, Dr. Dr. Thomas Szekeres vor 5G warnt. Vor allem die permanente Zunahme von Datenaustausch über Mikrowellenstrahlung sei laut Szekeres „aus ärztlicher Sicht eine Fehlentwicklung“. Im Österreichischen Parlament wurde aufgrund der Studien der Medizinischen Universität Wien (u.a. Prof. Hutter, Prof. Mosgöller, Prof. Kundi) und in Anlehnung an Artikel 191 des EU-Vertrags („Vorsorgeprinzip“) eine objektive Technikfolgenabschätzung zum Thema gemacht. In Deutschland würde dagegen in rein wirtschaftlich und technisch geprägten Mobilfunkpakten und Verordnung dem bedingungslosen Ausbau der Boden bereitet. Den Kommunen werde von „Akzeptanzmanagern“ ausschließlich die frohe Botschaft der Digitalisierung und deren Alternativlosigkeit gepredigt.

Diese in Bayern objektiv erlebbare Einseitigkeit gab tatsächlich zu denken. Am Ende der Diskussion stand neben Kritik zum Vortrag („fortschrittsfeindlich“; „Aneinanderreihung von Negativzitaten“) auch eine Idee von lokal-journalistischer Relevanz: Ein Ortsratssprecher regte an, die politisch unabhängige Gemeinschaft der Ortsräte könnte einen demokratischen Diskurs fördern und die Verabschiedung eines „5G-Moratoriums“ [in Bad Wiessee sogar Gemeinderatsbeschluss] zur Diskussion stellen. Pauschale Werbebotschaften sollten zu wenig sein. Zum Beispiel könnten die Netzbetreiber zuerst einmal das lokale Erfordernis von „5G“ nachweisen. Und bei fundierten Einwänden hochqualifizierter Wissenschaftler dürfte eine Gemeinde „die neue Technik erst freischalten, wenn deren Unbedenklichkeit belegt ist“.

Bericht und Foto: TS, 20.10.2020

 

 

... die AIB-Stimme berichtete: https://www.aib-stimme.de/2020/10/02/digitalisierung-und-5g/

„5G und die digitale Fortschrittsfalle. Drohen der Gigabit-Gesellschaft freiheitliche und gesundheitliche Rückschritte?“

Der Begriff der Digitalisierung steht ganz zentral auf der Agenda heutiger Politik und Zukunfts­planung – in Zeiten von Corona mehr denn je. Man tut allenthalben so, als handele man dabei gemäß einem Naturgesetz, und frönt damit doch nur einem naiven Fortschrittsglauben und dem lobbyistisch vermittelten Diktat von Wirtschaft und Industrie. Die begründete Sorge geht um, dass die milliardenschweren Digitalisierungsprogramme unserem Land, unserer Gesellschaft und unserem Planeten unterm Strich keineswegs gut tun werden.

Das gilt nicht zuletzt für die neue Mobilfunk-Generation 5G, die der „Gigabit-Gesellschaft“ unverzichtbar erscheint und gleich­wohl international schwerwiegende Bedenken gesundheitlicher Art weckt. Rund die Hälfte der Bevölkerung sieht den bereits begonnenen 5G-Ausbau mit Besorgnis. Wo bleibt die in den EU-Verträgen verankerte Vorsorge? Baut sich nicht eine gigantische Fortschrittsfalle auf? Und gehört es mit zu dieser Falle, dass das Wahr- und Ernstnehmen der drohenden Gefahren dank digitaler Verführungskünste, aber auch dank „digitaler Demenz“ bereits weitgehend unter den Tisch fällt?  <<                
Prof. Werner Thiede , September 2020

 

Der streitbare Theologie-Professor warnt in Büchern, Broschüren und Vorträgen als engagierter Pfarrer und Wissenschaftler "vor einem wenig aufgeklärten Fortschrittsdenken, das notgedrungen in eine Katastrophe lenkt."

Man muss die Thesen "digitalisierungskritischer" Autoren nicht teilen, sollte aber zugunsten einer fairen Abwägung von Chancen und Risiken auch deren Argumente kennen – bevor man das überall verbreitete Fazit guten Gewissens auch für sich selber annimmt: „Kein Grund zur (Vor)sorge“.

Oder mit den Erkenntnissen der unabhängigen Wissenschaften im Jahr 2020 vielleicht doch?

 

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Sept.2019

*  Stiftung Warentest-Entwarnung zur Studienlage fragwürdig
*  Bundestagspetition zum 5G-Ausbau ohne Technikfolgenabschätzung


Namen der Fazit-begründenden Experten werden von Stiftung Warentest nicht genannt.
Neueste hochqualifizierte Studien [NTP, Ramazzini...] industrieunanbhängiger Wissenschaftler sagen ziemlich genau das Gegenteil:
Vorsorge gegen Mobilfunkstrahlung wird immer dringlicher! Hohe Langzeitrisiken vor allem für Kinder und Jugendliche.
vgl. >> https://www.diagnose-funk.org/publikationen/artikel/detail&newsid=1453

*** 5G-Ausbau verschärft die Probleme - Bundestagspetition und Demo Berlin
siehe >> https://www.diagnose-funk.org/publikationen/artikel/detail&newsid=1442
und >> https://epetitionen.bundestag.de/petitionen/_2018/_12/_05/Petition_88260.nc.html

 

 

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Mai 2013 - Juni 2017

Gründung, Motivation, Aktivitäten...

Dieser Arbeitskreis ist der jüngste. Gegründet Anfang 2013, beschäftigt man sich mit den von Medien und Politik bislang wenig beachteten Risiken und Nebenwirkungen von Smartphones und Digitalen Medien. Mit der Verabschiedung des Leitbilds "Nachhaltige Kommunikationstechnologien" durch den Gemeinderat am 28.03.2017 wurden Chancen für eine kommunale Vorsorgepolitik eröffnet.

Eine unvoreingenommene Erörterung aller Vor- und Nachteile wäre allein schon deshalb sinnvoll, weil Gesundheitsvorsorge und Nutzen mobiler Dienste meist ohne große Mühe vereinbar wären. Die alle Lebensbereiche durchdringende "Digitalisierung" läuft seit Jahren vor allem mobil über funkbasierte Medien. Leider musste das Bundesamt für Strahlenschutz im Juni 2014 vermelden: "Das Bewusstsein für Strahlenschutz geht gegen Null."

Motivation für Maßnahmen zur Vorsorge ergibt sich nicht ohne vorherige Risikoaufklärung. Information und Bürgerbeteiligung sollte stets vor der Schaffung vollendeter Tatsachen stattfinden. Es gibt immer Alternativen. Wichtigste Zielgruppe wären die Intensivnutzer: Kinder- und Jugendliche.

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Der Umweltausschuss Feldkirchen-Westerham fasste am 20.2.2014 folgende Beschlussempfehlung (8:1-Votum):
Information an Schulen fördern
* die Schulen sollen gebeten werden, sich über mögliche unerwünschte Nebenwirkungen von Mobilfunkstrahlung zu informieren und dies in Entscheidungen (insbes. zum Medieneinsatz/E-Learning und zur Einrichtung von WLAN-Netzen) mit einzubeziehen (vgl. Empfehlung des bay. Landtags 2007, "zu verkabeln statt auf WLAN-Lösungen zu setzen")
* Informationen über einfache Präventionsmaßnahmen durch die Schüler sollen gegeben werden (z.B. „10 medizinische Handyregeln der Ärztekammer Wien“) [ Beschluss mit 8:1 ]

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Auf Vorschlag des Agenda21-Plenums wurde im Jahr 2014 der Flächennutzungsplan (FNP) um den Punkt "Kommunikations- und Informationstechnologien" erweitert. Ein "Mobilfunkvorsorgekonzept" sollte laut FNP-Erläuterungsbericht noch im Jahr 2015 erarbeitet werden.

Agenda21-Arbeitskreis und Agenda21-Plenum haben im Mai 2015 im Konsens einen Leitbild-Entwurf „Nachhaltige Kommunikationstechnologien“ erarbeitet. Zentrale Idee ist die Minimierung der Mobilfunkstrahlung - unabhängig von Grenzwerten*. (Vorsorgeprinzip) Sinnvollerweise würde das Leitbild als Zielerahmen bei der im FNP2014/2015 vorgesehenen Erarbeitung eines kommunalen „Mobilfunkvorsorgekonzepts“ dienen.

Der Leitbildvorschlag Agenda21-Plenum Mai 2015
wurde am 14.04.2016 vom Umweltausschuss einstimmig angenommen. Wichtig für die Motivation und den Sinn des Ganzen war der vollständige Antrag zu TOP14 Umweltausschuss 14.4.2016

Als Leitbild-Kapitel 5 der lokalen Agenda21 für Feldkirchen-Westerham (gültig seit GR-Beschluss März 2000) wurde es vom Gemeinderat Feldkirchen-Westerham am 28.03.2017 ohne Veränderung einstimmig beschlossen.

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*) Die Sinnhaftigkeit des gesamten Leitbilds, das auf Strahlungsminimierung unabhängig von Grenzwerten ausgerichtet ist, ist seit dem Jahr 2016 in der unabhängigen Wissenschaft kaum noch strittig. Siehe hierzu insbes. den allerletzten Satz im ANHANG unter  
https://rosenheim.bund-naturschutz.de/aktuelles/artikel/mobilfunkindustrie-contra-wissenschaft.html  

Seit 2017 treten auch erste Schulen im Landkreis für unabhängige Information mit Risikoaufklärung ein:
Staatliche Berufsschule Rosenheim 2, rfo-TV-Bericht 27.06.2017 siehe unter der Webadresse
http://www.rfo.de/mediathek/66088/Gefaehrliche_Strahlung_Richtiger_Umgang_mit_Mobiltelefonen.html oder
Bericht mit Fokus Wissenschaftsjournalismus
Die Staatliche Berufsschule Rosenheim 2 setzt sich seit Jahren für Bildungsprojekte zur nachhaltigen Entwicklung ein:
siehe unter http://www.bs2ro.com/webseite/index.php/schulleben/umweltgruppe/projekte

Buchflyer-TY4C


Am 28.10.2016 hatte neon Prävention und Suchthilfe Rosenheim zusammen mit den Sparkassenstiftungen Rosenheim auch das Problem zunehmender Mobilfunkstrahlung aufgegriffen: Siehe Tagungsbericht unter der Webadresse

http://www.neon-rosenheim.de/wp-content/uploads/2016/10/Bericht-WLAN-Mobilfunk-Medienkompetenz.pdf

zur Tagung "WLAN, Mobilfunk, Medienkompetenz - risikoarme Nutzung der digitalen Medien" siehe Webadresse
http://www.neon-rosenheim.de/2016/10/06/welchen-einfluss-hat-die-dauerbestrahlung-auf-den-menschen.html

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Sprecher

Theo Schneider

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